Ende März 2012 besuchte Dumela-Vorstandsmitglied Niko Wald das Kgothaso-Haus in Gaborone. Hier ist sein Bericht und sein Interview mit der Leiterin des Zentrums, Tshegofatso Kealotswe:
Ich sprach mit der neuen Leiterin (Acting Coordinator) Tshegofatso Kelaotswe sowie ihrer Stellvertreterin, Lillian Makwana, die auch als Beraterin (Councilor) im Zentrum arbeitet. Mma Kelaotswe ist die Nachfolgerin von Eva Kavahematui, die das Zentrum bis ins zweite Quartal 2011 leitete und mit der Dumela über Jahre gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte. Mma Kavahematui arbeitet mittlerweile in einem Projekt der Finnisch-Lutherischen Mission (FELM) für San (Buschleute) in Ghanzi.
Das Haus machte – wie in den vergangenen Jahren – einen ordentlichen und gepflegten Eindruck. Die Lage des Centers sei schwierig, erklärte Mma Kelaotswe: „We are struggling.“ Das Center warte auf das Geld vom Global Fund, der seit fünf Jahren für rund 90 Prozent der Einnahmen des Zentrums sorgt, unter anderem für alle Gehälter, Mahlzeiten für die Klienten, Nahrungsmittelgaben (Food Baskets) und Treibstoff für die Fahrzeuge des Zentrums. Die übrigen 10 Prozent kommen unter anderem von der Vereinten
Evangelischen Mission (VEM) und von der FELM.
Ende Dezember 2011 sei der Vertrag mit dem wichtigen Geldgeber Global Fund geendet. Eine Anschlussfinanzierung lag offenbar nicht vor – bereits in den vergangenen Jahren hatte es Finanzierungsschwierigkeiten mit Mitteln des Global Fund gegeben, unter anderem, weil es das botswanische Gesundheitsministerium versäumt hatte, rechtzeiti für alle Empfängerorganisationen im Land Mittel zu beantragen. Wegen des fehlenden Geldes war Zentrum in den ersten sechs Wochen 2012 geschlossen.
Es war somit das passiert, was die damalige Leiterin, Mma Kavahematui, im vergangenen Jahr prognostiziert hatte: Sie hatte in einem Gespräch mit Dumela deutlich gemacht, wie prekär sie Lage des Zentrums, dessen Betrieb pro Jahr zwischen 400.000 und 500.000 Pula kostet, ist: „If nothing comes, we have to close next year.“
Dabei hatte ihr vor allem die Zukunft der Patienten und Patientinnen Sorgen gemacht – von den Perspektiven der zwölf Mitarbeitenden gar nicht zu sprechen. Nur wenige andere Organisationen in der Hauptstadt können sich um die Patienten von Kgothatso kümmern. Aber eine Tagesbetreuung und die Therapie unterstützende Lebensmittelpakete bietet niemand sonst an. Die meisten der Patienten sind sehr krank, viele völlig mittellos und ein großer Teil habe Kinder, die ebenfalls versorgt werden müssen.
Die nächste „Auszahlungsrunde“ des Global Funds ist 2013/2014. Somit steht das Zentrum vor mindestens einem Jahr mit großen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Das botswanische Gesundheitsministerium versucht, in dieser Lage etwas zu tun und stellte eine Zwischenfinanzierung auf die Beine. Sie ermöglichte dem Zentrum, wieder zu öffnen. Diese Zwischenfinanzierung, ausgezahlt ab dem 15. Februar 2012, beläuft sich auf 350.000 Pula. Mma Kelaotswe sagte dazu: „This made us back to normal.“ Diese Summe wird bis Juli 2012 reichen.
Alle im Zentrum hoffen, dass es eine Anschlussfinanzierung gibt. Mma Kelaotswe: „We are hoping.“ Die Leitung des Zentrum stellt zurzeit Projektanträge an mehrere Organisationen. Laut Mma Kelaotswe gibt es bis dato aber keine Antworten der angefragten möglichen Geldgeber.
Das Zentrum hat in der Tagesbetreuung (day care) zurzeit 60 Klientinnen und Klienten. Sie kommen in zwei Schichten je zwei Mal pro Woche ins Zentrum. Daneben gibt es die aufsuchende Medikamenten-Ausgabe (outreach program/community care). Die Freiwilligen unterstützen diese Arbeit. Pro Monat gibt es ungefähr 20 neue Anmeldungen für diesen Teil der Arbeit des Zentrums.
Die Mitarbeitenden von Kgothatso kümmern sich nach wie vor größtenteils um Erwachsene, die HIV-positiv sind. Die Behandlung von Tuberkulose (TBC) nimmt einen großen Stellenwert ein. Dafür waren 2010 zwei Krankenschwestern eingestellt worden. TBC gilt als Folgeerkrankung nach der Infektion mit dem HI-Virus. Faktisch alle Patienten, die an TBC leiden, sind auch HIV-positiv. Das Immunsystem der Patienten ist sehr geschwächt, was das Ausbreiten von Sekundärerkrankungen wie TBC begünstigt.
Die Patienten von Kgothatso sind aber arm und können sich eine gesunde Ernährung, die – neben den antiretroviralen Medikamenten (ARV), die der Staat kostenlos an Bürger Botswanas abgibt – die Gesundheit stabilisieren kann, nicht leisten. In Bereich der Aids-Arbeit wurde dieser Zusammenhang mittlerweile erkannt: Die Testzentren in Botswana überprüfen Blutproben immer sowohl auf eine Infektion mit dem HI-Virus als auch auf TBC.
Kgothatso Gaborone sorgt einerseits dafür, dass Betroffene Medikamente gegen TBC und die ARV-Medikamente bekommen (die der Staat bezahlt) und sie regelmäßig im Rahmen ihres Therapieplans einnehmen, und andererseits dafür, dass die Patienten Pakete mit gesunden und gesundheitserhaltenden Lebensmitteln erhalten (die aus Spenden finanziert werden).