Aids-Arbeit in Gaborone – schwierig, aber sehr wichtig

Im März 2010 war Dumela-Vorstandsmitglied Niko Wald in Botswana unterwegs. Dabei besuchte er auch das Kgothaso-Projekt in Botswanas Hauptstadt Gaborone. Hier ist sein Bericht:

 

Das Fazit meines Besuchs: Schmuckstücke aus Gaborone – sie sind seit Jahren eine wichtige Säule für den Dumela-Shop. Mit einer neuen Lieferung aus dem Zentrum in Botswanas Hauptstadt kann der Shop nun neu bestückt werden. In Gaborone kam die Zuwendung von Dumela gut an. Das Zentrum muss sich neuen Herausforderungen stellen. Auch das Kgothatso-Haus in Gaborone erhielt am Montag, 29. März 2010, eine Spende von EUR 200 von Dumela. Darin enthalten – im Wert von BWP 800 (umgerechnet knapp EUR 100) – war der „Kauf“ von Ketten und Ohrringen. Diesen Schmuck fertigen HIV-positive Klienten an, um sich selbst ein Einkommen zu erwirtschaften. Ich übergab das Geld an die Leiterin des Hauses, Eva Kavahematui, und wählte mit ihr Ketten und Ohrringe aus. Eva hat geheiratet und ihren Familiennamen von David in Kavahematui geändert.

 

Leiterin Mma Kavahematui: Spenden von Dumela enorm wichtig

 

Angesichts der großen und stets wachsenden Aufgaben des Zentrums kann eine kleine Zuwendung wie die von Dumela offenbar nicht allzu viel bewirken. Mma Kavahematui betonte aber, dass das Geld von Dumela sehr wichtig für das Aufrechterhalten der Arbeit ist und sie sehr dankbar ist. Ich bat sie, Dumela zu kontaktieren, wann immer der Verein Unterstützung leisten kann. Die Mitarbeitenden in dem Haus kümmern sich größtenteils um Erwachsene, die HIV-positiv sind. Mittlerweile hat die Behandlung von Tuberkulose (TBC) einen großen Stellenwert, berichtete Mma Kavahematui. TBC gilt als Folgeerkrankung nach der Infektion mit dem HI-Virus. Faktisch alle Patienten, die an TBC leiden, sind auch HIV-positiv. Das Immunsystem der Patienten ist sehr geschwächt, was das Ausbreiten von Sekundärerkrankungen wie TBC begünstigt. Die Patienten von Kgothatso sind aber arm und können sich eine gesunde Ernährung, die – neben den antiretroviralen Medikamenten (ARV), die der Staat kostenlos an Batswana abgibt – die Gesundheit stabilisieren kann, nicht leisten.

 

Neuer Schwerpunkt in der Aids-Arbeit: Tuberkulose

 

In Bereich der Aids-Arbeit wurde dieser Zusammenhang mittlerweile erkannt: Die Testzentren in Botswana überprüfen Blutproben immer sowohl auf eine Infektion mit dem HI-Virus als auch auf TBC. Kgothatso Gaborone sorgt einerseits dafür, dass Betroffene Medikamente gegen TBC und die ARV-Medikamente bekommen (die der Staat bezahlt) und sie regelmäßig im Rahmen ihres Therapieplans einnehmen, und andererseits dafür, dass die Patienten Pakete mit gesunden und gesundheitserhaltenden Lebensmitteln erhalten (die aus Spenden finanziert werden).

 

Kämpfen, um Patienten zu versorgen

 

Die Unterstützung der Kranken ist aber mehr als ein reines logistisches Problem, wie Mma Kavahematui erklärte: Betroffene erhalten die dringend nötigen Medikamente nur, wenn sie botswanische Staatsbürger sind. Dazu müssen sie sich aber registrieren, und das ist nur mit einem Auszug aus dem Geburtenregister ihrer Heimatgemeinde möglich. Dieser Auszug lässt sich in vielen Fällen nur sehr schwierig beschaffen, weil die Betroffenen nicht aus Gaborone stammen, sondern teils aus Siedlungen, die bis zu 1000 Kilometer von der botswanischen Hauptstadt entfernt sind. Nachdem in ihrer Heimat die Ansteckung mit HIV bekannt geworden ist, haben sie oft jegliche Existenzgrundlage verloren und sind verzweifelt in die Hauptstadt gezogen. Dort fristen sie ein Leben ohne Perspektive – und erhalten wegen des nicht vorliegenden Staatsbürgerschaftsnachweises keine Gratis-Medikamente aus dem staatlichen Programm. Ohne Behandlung verschlimmert sich ihre Situation, sie können irgendwann nicht einmal mehr als Tagelöhner arbeiten. Die Betroffenen ziehen zusammen und teilen sich Wohnraum, was die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen mit Sekundärerkrankungen weiter erhöht.

 

Auswege aus der Krankheitsspirale

 

Kgothatso Gaborone versucht, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Ähnlich sind auch Kinder und Jugendliche betroffen, die wegen Aids verwaist sind. Um die staatliche Waisenrente sowie eine staatliche Nahrungsmittelzuwendung zu bekommen, benötigen sie eine Nachweis, der ihren Status als Waisen bescheinigt. Diesen Nachweis gibt es bei der Verwaltung in ihrer Heimatgemeinde. Doch dort leben viele Aids-Waisen nicht mehr – auch sie zogen längst verzweifelt und dennoch voll Hoffnung nach Gaborone. Mma Kavahematui sagte über ihre Klienten: „Sie sind arm, sie sind verzweifelt.“ Die meisten leben im ärmsten Stadtteil von Gaborone, Old Naledi, bestenfalls in Wellblechhütten und Bretterbuden.

 

Hilfe, die „ankommt“

 

Die Mitarbeitenden von Kgothatso suchen die Betroffen auf und beraten sie umfassend, um an die für eine Hilfe nötigen Papiere zu kommen. Das Zentrum stellt außerdem gesundes Essen bereit. Kinder erhalten Schuluniformen; das Zentrum zahlt außerdem die Schulgebühren, die in Botswana für die Schulbildung ab der Secondary School fällig sind. Kgothatso baute in den vergangenen Jahren außerdem drei einfache Häuser in Old Naledi für die Hinterbliebenen von Familien, deren Ernährer und Ernährerinnen unter den Auswirkungen von HIV/Aids litten. Die Landtitel für das fragliche Bauland waren gesichert und den Empfängerfamilien zugewiesen; die Baukosten für ein Haus beliefen sich auf rund BWP 60.000 (umgerechnet etwa EUR 7000). Ein vergleichsweise neues Arbeitsfeld der Mitarbeitenden von Kgothatso ist das sogenannte Community Care. Die Mitarbeitenden suchen TBC-Patienten an ihrem Arbeitsort auf und ermöglichen ihnen so die regelmäßige und therapieplankonforme Einnahme der Medikamente. Dadurch entstehen den Patienten keine Fehlzeiten. Hintergrund ist, dass viele Arbeitgeber solche Fehlzeiten nicht tolerieren und sie vom Gehalt abziehen. Das Gehalt ist aber in den meisten Fällen sehr gering (BWP 300, umgerechnet rund EUR 35) im Monat, sodass die Arbeiter und Arbeiterinnen eine Reduzierung nicht verkraften können.

 

Helfer spüren Finanzkrise

 

Im Kgothatso-Haus selbst geht die Arbeit wie in den vergangenen Jahren weiter. Doch das Zentrum spürte im vergangenen Jahr die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise deutlich, berichtete Mma Kavahematui: Ein Beratungs- und Präventionsbüro in Old Naledi musste wegen der fehlenden Mittel im vergangenen Jahr wieder geschlossen werden. Mma Kavahematui: „Die Präventionsarbeit ist nach wie vor sehr wichtig.“ Das Kgothatso-Haus in Gaborone West liegt rund fünf Kilometer von Old Naledi entfernt. Mma Kavahematui hofft darauf, dass der Global Fund ab April 2010 das Projekt unterstützt. Eine entsprechende Zusage liegt vor. Im vergangenen Jahr gab es aus dieser Quelle kein Geld – das für die Antragsstellung verantwortliche botswanische Gesundheitsministerium hatte Fehler bei den Anträgen gemacht. Mit dem erwarteten Geld sollen die Lebensmittelpakete für die ARV- und TBC-Patienten sowie die Gehälter der Mitarbeitenden von Kgothatso gezahlt werden.

 

Wichtige und wertvolle Arbeit

 

Meiner Meinung nach leistet das Team um Mma Kavahematui eine herausragende, wichtige und sehr anerkennenswerte Arbeit in der am schnellsten wachsenden Stadt Afrikas. Sie kümmern sich um jene, die von der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Botswanas nicht profitieren können und die keinen Ausweg aus dem Teufelskreis von Krankheit, Armut und Neuinfektionen sehen.