In Botswana stirbt die Familie aus

 In den kommenden Jahren wolle man die Folgen von Aids für die Familien und die Bewältigungsformen erforschen. Dabei sollen zahlreiche familiäre Tragödien, die die Immunschwächekrankheit hinterläst, näher in den Blick genommen werden. In Namibia seien 24 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv, in Botswana hätten sich sogar 38 Prozent der 15- bis 49- Jährigen mit dem Aids-Virus infiziert. "Mittlerweile findet sich keine Familie mehr, die nicht unmittelbar von Todesfällen in Folge der Immunschwächekrankheit betroffen ist", bilanzieren die Forscher.

In den von Aids betroffenen Familien sind nach den Erkenntnissen der Gießener Wissenschaftler "Verarmungskreisläufe" zu beobachten. In fast jeder Familie gebe es mittlerweile Aidswaisen, die in den Netzwerken der Verwandtschaft aufgenommen würden. Durch den „immensen Druck“ entstünden zudem neue soziale Netzwerke „jenseits verwandtschaftlicher Strukturen“, heißt es.

Die Wissenschaftler verwiesen auch darauf, dass trotz steigender Bemühungen um Prävention die Zahl der Neuinfektionen nicht so stark sinke, wie es zu erwarten wäre. Hier konnten einige Faktoren identifiziert werden, die für den Misserfolg von Kampagnen verantwortlich gemacht werden können. Darüberhinaus konnte gezeigt werden, welche unterschiedlichen Deutungen es für die Aids-Epedemie gibt. Unter anderem existierten „religiöse Interpretationen, die die Infektion als Konsequenz eigenen moralischen Fehlverhaltens und als Bestrafung für begangene Sünde“ sähen. Daneben gebe es Deutungsversuche, die Infektion als „statistischen Zufall“, als Konsequenz ungeschützten Geschlechtsverkehrs oder einfach als „Pech“ zu betrachten.

In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Soziologen mit den Folgen von Aids in Namibia und Botswana befasst. Im Zentrum des Forschugnsintresses standen dabei weniger die medizinischen und epidemologischen Aspkete, sondern die Auswirkungen der Krankheit auf Familie, Haushalte und Gemeinwesen.