Hier und in Afrika fehlen Jobs für Jugendliche

Gruppenfoto Seminar Wuppertal Arbeitslosigkeit wurde sowohl von botswanischen als auch von deutschen Jugendlichen als Top-Problem genannt. Auch die Folgen dieser Perspektivlosogkeit sind in beiden Ländern grundsätzlich gleich: Abrutschen in die Kriminalität und Konsumieren illegaler Drogen. Während die in Kirchen aktiven Jugendlichen Botswanas überlegen, was ihre Institutionen im Kampf gehen Aids tun können, attestierten die deutschen Jugendlichen ihrer Kirche ein stellenweise schlechtes Image als nicht mehr jugendgemäße Einrichtung. Botswanische Jugendliche berichteten von Luftschlössern, die ihre Altersgenossen in Sachen Lebensplanung und Beruf oft bauten. In Deutschland, so verlautete es aus der deutschen Delegation, gehöre es für Jugendliche mittlerweile zum guten Ton, hart an der eigenen Karriere zu arbeiten, fleißig und wissbegierig zu sein.

Die Hunsrücker Delegation wertete das Treffen in Wuppertal positiv. Durch die zahlreichen persönlichen und langjährigen Kontakte sei es möglich, Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Dieser Aspekt ist derzeit für die evangelische Jugendarbeit besonders wichtig: Im kommenden Jahr, pünktlich zum 20-jährigen Geburtstag der Partnerschaft, macht sich eine Gruppe Hunsrücker Jugendlicher auf den Weg in den Partnerkirchenkreis, um dort im Rahmen eines Workcamps gemeinsam mit botswanischen Jugendlichen ein ambulantes Tageszentrum für Aids-Kranke zu renovieren. Beim kommenden Partnerschafts-Seminar im Spätsommer 2003 werden dann die Hunsrücker über ihre frischen Botswana-Erfahrungen berichten.

Die Zahlen zur Aids-Epidemie sind erschreckend: Knapp 40 Prozent der erwachsenen Botswaner sind HIV-positiv. Auch in der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen spielen Aids und von ihm verursachte Krankheiten und Todesfälle eine immer größere Rolle. Während in den westlichen Ländern durch Medikamente der Ausbruch der Immunschwächekrankheit um Jahre bis Jahrzehnte herausgezögert werden kann, fehlen diese Therapiemöglichkeiten in Botswana weitgehend. Soziologe Matthias Rompel von der Universität Gießen gab in einem Vortrag den durch Zwang modernisierten Gesellschaften im südlichen Afrika die Schuld am bislang unkontrollierten Ausbreiten der Aids-Epidemie: Die sozialen Umfelder hätten ihre Verbindungen zu jahrhundertealtem Traditionen verloren. Er führte an, dass Botswana in den 80er- und 90er-Jahren die weltweit höchsten Raten des Wirtschaftswachstums aufwies; in den vergangenen Jahren hätte das Land nun die höchsten Aids-Raten in der Welt.

Zwischen dem südwestlichen Kirchenkreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche Botswanas (ELCB) und dem evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach bestehen seit 1983 eine partnerschaftliche Verbindungen. Nur noch zwei weitere deutsche Kirchenkreise haben Partnerschaften zu Kirchenkreisen in Botswana: Rotenburg an der Wümme und Braunfels im Westerwald. Einmal pro Jar treffen sich Delegierte aus diesen drei Kirchenkreisen mit Botswana-Interessierte, Referenten sowie Gästen aus den Partnergemeinden in Afrika, um Erfahrungen auszutauschen und ein Thema zu bearbeiten. Vom Kirchenkreis Simmern-Trarbach waren Diplom- Sozialpädagogin Jutta Behn vom Jugendcafé Simmern und Helga Lunkenheimer (Kastellaun) als Mitglieder des synodalen Missionsausschusses sowie als Jugendcamp-Teilnehmer Niko Wald (Sohren) dabei.