Weihnachtswünsche aus Indien

Bereits seit einigen Jahren unterstützt Dumela das Projekt Deepam in Indien. Wir freuen uns deswegen jedes Jahr über die besonderen Weihnachtswünsche von der Leiterin des Projekts, Schwester Gisela Häring. Auch in diesem Jahr erreichte den Vorstand pünktlich zu Heiligabend eine persönliche Nachricht, mit der uns das Deepam-Team an seinem Alltag und den Weihnachtsvorbereitungen teilhaben lässt. Wir geben diese Informationen gerne weiter.

Liebe Verwandte, Freunde und Bekannte,

so kann Weihnachten auch sein, ganz anders und doch gleich stressvoll wie häufig in Deutschland.

Es gibt keine Weihnachtsmärkte, keinen Adventskranz, keinen Nikolaus, keine Barbarazweige, keine üblichen Advents- und Weihnachtslieder und keine überdimensionalen Dekorationen. Dennoch haben auch wir uns auf den Weg nach „Bethlehem“ gemacht. Etwas leiser – aber nicht mit weniger Arbeit, wie Sie vielleicht denken. Seit Jahren besteht die Tradition in unserem Haus, dass wir Weihnachtsplätzchen backen: Zehn Sorten in diesem Jahr.

Neun Tage vor Weihnachten haben wir Familien besucht – wir nennen es Herbergssuche –, haben uns mit Ihnen ausgetauscht, gesungen und gebetet. Es war ein Schock für uns, wie sehr die Frauen und Kinder leiden, weil die Ehemänner und Väter trinken, ihre Frauen und Kinder schlagen und der Auffassung sind: Erziehung sei „Müttersache“.

In der Woche vor Weihnachten starteten wir mit unserer Kuchen-Backaktion. Guten Freunden, Mitarbeitern und Menschen, die uns behilflich sind, schenken wir einen Kuchen, so ist es Tradition in Indien. Es kommt einem Austausch gleich. Da der Kuchen aus unserem Haus schon einen guten Namen hat, kamen nebenher noch Bestellungen, die wir nicht ablehnen konnten. Wir haben 70 Kuchen gebacken. Heute Morgen – Heiliger Abend – die letzten acht. Die Kuchen zu backen war ein leichtes, nur war der Strom nicht immer für uns da. Hinzu kam, dass die Eichhörnchen sich von „oben“ an die auskühlenden Kuchen machten und die Ameisen von „unten“, ganz zu schweigen von den Affen, die in die Küche kamen oder vom Fenster aus unser Tun beobachteten.

Es ist nicht nur, dass wir die Kuchen backen, sondern sie müssen auch verteilt werden. Leider reicht es nicht, wenn Vinnarasi, Subi oder Jansi die Kuchen zu den guten Menschen bringen, sondern sie erwarten, dass die Chefin persönlich „gesegnete Weihnachten“ wünscht. Sie können sich also vorstellen, zu wie vielen Familien ich gegangen bin
Als wir – zur Vorbereitung auf unsere Weihnachtsfeier – unseren „jährlichen Tannenbaum“ aus der Verpackung holten, setzten wir die drei Teile zusammen. Doch zuvor mussten diese Teile er erst einmal vom Staub befreit werden. Als der Prozess zu Ende war, bogen wir die Zweige auseinander, damit er ein weitausholender Baum wird. Die Spitze wurde gerade gemacht. Wir suchten einen Platz aus, wo er stehen soll, damit er ein Schmuckteil der Krippe wird.

Der Gestaltung der Krippe wird in Indien die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Wir bauten an der Krippe sechs Tage. Die Krippe ist das wesentliche an Weihnachten. Gott kommt als Kind, und das feiern wir.

Am 20.12. hatten wir eine Weihnachtsfeier in unserem Haus, zu der ungefähr 100 Personen kamen. Die Kinder haben nach dem Gottesdienst getanzt und wir haben Kaffee und Kuchen gereicht, natürlich selbst gebacken.

Dann kam der Christmas „Tata“ – tata ist Tamil und heißt Weihnachtsmann. Dieser tanzte vor unserer Krippe und die Kinder – 50 an der Zahl bekamen Bonbons geschenkt.

Nicht zu vergessen ist der große Stern, der an diesem Abend an unserem Haus angebracht wurde – an allen christlichen Häusern geschieht das, um die Vorfreude auf Weihnachten zu verkünden. Es ist die einzige Straßendekoration hier. Und diese Sterne leuchten sehr vereinzelt, da wir in einem hinduistischen Ort wohnen.

Es wird ein Fest ohne „Stille Nacht, Heilige Nacht …“ Es ist kein Fest, an dem die Familie „geschlossen“ feiert.

Ich hoffe für mich selbst – und wünsche dies Ihnen auch –, dass wir wie unser Tannenbaum aus Plastik, den Staub vom Jahr 2013 abschütteln können, und es dem Kind in die Krippe legen als Geschenk.

Über eines bin ich mir sicher. Heute Nacht werden in unserer Kirche alle Inder und Inderinnen glücklich sein, nicht nur weil wir die Geburt Jesu feiern, sondern weil die „Sister“ – das bin ich hier, einen Sari trägt. So einfach ist es, Menschen froh zu machen.
Ich hoffe, es gibt auch Menschen, die Sie/Euch froh machen; denn das soll uns als Christen auszeichnen.

Von ganzem Herzen wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest: die Frauen im Nähzimmer, unsere junge Gemeinschaft und alle Kinder und Jugendlichen, die wir durch Ihre Hilfe unterstützen können. Danke!