Kgothatso Gaborone bangt um seine Zukunft

Im März 2011 besuchte Dumela-Vorstandsmitglied Niko Wald das Kgothaso-Haus in Gaborone. Hier ist sein Bericht:

 

Das Kgothatso-Haus in Gaborone erhielt Ende März eine Spende von 1000 Pula (etwa 105 Euro) von Dumela. Darin enthalten war die Unterstützung des Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekts im Haus, bei dem die Klienten Ketten und Ohrringe selbst herstellen. Diesen Schmuck fertigen die HIV-positiven Klienten von Kgothatso an, um sich selbst ein Einkommen zu erwirtschaften. Ich übergab das Geld an die Leiterin des Hauses, Eva Kavahematui.

 

Die Lage des Centers sei schwierig, erklärte Mma Kavahematui: „We are struggling.“ Der Global Fund habe nur die Hälfte des versprochenen Geldes ausgezahlt. Mma Kavahematui hatte eigentlich darauf gehofft, dass der Global Fund ab April 2010 das Kgothatso Gaborone unterstützt. Eine entsprechende Zusage hatte vorgelegen. 2009 hatte es aus dieser Quelle überhaupt kein Geld gegeben – das für die Antragsstellung beim Global Fund verantwortliche botswanische Gesundheitsministerium hatte Fehler bei den Anträgen gemacht. Mit dem erwarteten Geld sollten die Lebensmittelpakete für die Patienten sowie die Gehälter der Mitarbeitenden von Kgothatso gezahlt werden.

 

Das kam nun anders: Weil Geld fehlt, habe man die Zahl der Aids-Kranken, die regelmäßig Lebensmittelpakete bekommen, von 78 auf 50 reduzieren müssen. Für die Patienten, die nun leer ausgehen, habe das fatale Folgen – sie müssen hungern, und diese Mangelernährung gefährde den Erfolg der gesamten Therapie.

 

Mma Kavahematui machte deutlich, wie prekär sie Lage des Zentrums, dessen Betrieb pro Jahr zwischen 400.000 und 500.000 (etwa 42.000 bis54.000 Euro) kostet, einschätzt: „If nothing comes, we have to close next year.“ Dabei mache ihr vor allem die Zukunft der Patienten Sorgen – von den Perspektiven der zwölf Mitarbeitenden gar nicht zu sprechen. Nur wenige andere Organisationen in der Hauptstadt könnten sich um die Patienten von Kgothatso kümmern. Aber eine Tagesbetreuung und die Therapie unterstützende Lebensmittelpakete böte niemand sonst an. Die meisten der Patienten seien sehr krank, viele völlig mittellos und ein großer Teil habe Kinder, die ebenfalls versorgt werden müssen.

 

Die Mitarbeitenden von Kgothatso kümmern sich nach wie vor größtenteils um Erwachsene, die HIV-positiv sind. Die Behandlung von Tuberkulose (TBC) nimmt einen großen Stellenwert ein, hatte Mma Kavahematui bei meinem Besuch im vergangenen Jahr berichtet. Dafür wurden extra zwei Krankenschwestern eingestellt. TBC gilt als Folgeerkrankung nach der Infektion mit dem HI-Virus. Faktisch alle Patienten, die an TBC leiden, sind auch HIV-positiv. Das Immunsystem der Patienten ist sehr geschwächt, was das Ausbreiten von Sekundärerkrankungen wie TBC begünstigt. Die Patienten von Kgothatso sind aber arm und können sich eine gesunde Ernährung, die – neben den antiretroviralen Medikamenten (ARV), die der Staat kostenlos an Bürger Botswanas abgibt – die Gesundheit stabilisieren kann, nicht leisten. In Bereich der Aids-Arbeit wurde dieser Zusammenhang mittlerweile erkannt: Die Testzentren in Botswana überprüfen Blutproben immer sowohl auf eine Infektion mit dem HI-Virus als auch auf TBC. Kgothatso Gaborone sorgt einerseits dafür, dass Betroffene Medikamente gegen TBC und die ARV-Medikamente bekommen (die der Staat bezahlt) und sie regelmäßig im Rahmen ihres Therapieplans einnehmen, und andererseits dafür, dass die Patienten Pakete mit gesunden und gesundheitserhaltenden Lebensmitteln erhalten (die aus Spenden finanziert werden).

 

Im Bereich der Betreuung von TBC-Patienten fällt auch ein Projektvorschlag, den das Team von Kgothatso Gaborone auf den Wunsch von Dumela erarbeitete und den mir Mma Kavahematui vorstellte: Im Quartier Old Naledi wohnt eine fünfköpfige Familie. Die Mutter, die die jüngsten Kinder eigentlich versorgen sollte, ist an multiresistenter TBC erkrankt. Die Kinder lebten mit der Mutter in einem Raum – das setzte den Nachwuchs dem Risiko aus, selbst mit dem tückischen Erreger infiziert zu werden. Um den Teufelskreis zu durchbrechen mietete das Kgothatso-Zentrum ein einfaches, kleines Haus im Kwaneng-Distrikt. Dort wohnen nun die Kinder, und dort sind sie erst einmal vor einer Infektion geschützt. Doch diese Lösung lässt sich nicht mehr aufrechterhalten – Kgothatso Gaborone kann die Miete von 330 Pula (eta 35 Euro)  pro Monat für das Haus ab April 2011 nicht mehr aufbringen. Das Team hat ein Konzept entwickelt, das einen Ausweg bietet: Die Familie hat Erfahrung im Betrieb eines kleinen Geschäfts am Straßenrand, eines sogenannten Tuck Shops. Für 2500 Pula (etwa 270 Euro) sei es laut Mma Kavahematui möglich, bis zu zwei Tuck Shops einzurichten. Das Geld ist nötig, um den Shop selbst zu mieten und um eine Anfangsausstattung mit Waren anzuschaffen. Die jugendlichen Kinder der Familie, die teils noch zur Schule gehen, könnten helfen, diese Shops zu betreiben. Nach Aussage von Mma Kavahematui sei es mit den Einnahmen aus dem Tuck-Shop möglich, dass die Familie das Haus selbst bezahlt – und damit den Etat von Kgothatso entlastet.

 

 gaborone_kgothatso_129Die Leiterin des Zentrums, Eva Kavahematui, stellt im Gespräch mit Dumela die aktuelle Lage von Kgothatso vor.