Deepam-Projekt erweitert Angebot – neues Nähzimmer

Gisela Häring vom Deepam-Projekt berichtet aktuell im Oktober 2010 über Neuigkeiten:

Manchmal sind die Tage so voll, das ich kaum glauben kann, dass dies alles in einer Woche geschehen ist. In unserem neuen Haus fühlen wir uns sehr wohl. Das neue Nähzimmer gibt uns die Möglichkeit eine größere Gruppe von Frauen auszubilden, da wir mehr Platz haben und acht neue Nähmaschinen zusätzlich kaufen konnten.  Eine zusätzliche  Erleichterung und Zeitersparnis  haben wir durch den Kauf neuer   Bügeleisen und Bügeltische. Sollte jedoch der Strom ausfallen,  kann nicht  gebügelt werden;  denn alles was mit Aufheizen zu tun hat, kann nicht vom Solarstrom aufgefangen werden.  Nichts ist vollkommen, trotz Solaranlage.

 

Hilfe für junge Frauen

 

Seit zwei Wochen haben wir unser bisheriges Nähzimmer zu einem kleinen Reich für fünf junge Frauen eingerichtet, die im Februar 2011 ihr Abitur oder die 10. Klasse abschließen. Zusätzlich sind Nandhini und Uma  bei uns eingezogen. Dhanalakhsmi arbeitet bei uns im Nähzimmer. Sie ist eine junge Witwe – ihr Mann hat Selbstmord begangen – mit drei Kindern.  Die beiden Töchter sollen einen guten Schulabschluss machen, das steht nach Meinung der Mutter seit den letzten Arbeiten sehr in Frage, so hat sie mich gebeten ob die Mädels für diese Zeit hier wohnen und lernen können. Auch Sahajamarys Tochter Christy hat in der Schule stark abgebaut  – der Vater ist dem Alkohol  so sehr verfallen, das er Frau und Kinder schlägt. Nandhini hatte schon vor zwei Jahren angekündigt, dass sie zu uns ziehen wolle, wenn sie 13 Jahre alt ist. Nun wohnt sie mit Uma hier. Beide  gehen in dieselbe  Schule, in der alle Fächer in Englisch unterrichtet werden – so hilft es ihnen, dass auch nach dem Unterricht jemand mit ihnen Englisch spricht.

 

Unschuldig auf der Flucht

 

Eine schlechte Nachricht erreichte uns vor drei Tagen. Nach den zehntägigen Ferien hat auch die Nachhilfe wieder begonnen.  Aber nicht alle Kinder waren gleich am ersten Schultag wieder hier bei uns im Haus. Das ist normal. Als am dritten Tag Renuga und Balakrishna nicht kamen, sind wir der Sache nachgegangen. Und das ist die Geschichte: Die ganze Familie ist geflohen, so kann man es wohl nennen. Vor drei Wochen wurde Balakrishna von einem Geschäftsmann bezichtigt, ihm seine Uhr, Ring und andere Wertgegenstände gestohlen zu haben. Er erstattete Anzeige. Zuerst wurde Balakrishna von seinen Eltern krankenhausreif geschlagen und dann haben wurde der 14-Jährige für eine Woche im  Gefängnis  für Erwachsene festgehalten.  Erst dann stellte sich heraus, dass er unschuldig ist. Anschließend hat die ganze Familie die Flucht ergriffen, weil der Geschäftsmann dennoch Geld von der Familie will. Sie wohnen jetzt in einem Dorf, das  ungefähr zehn Kilometer von uns liegt, die Eltern gehen arbeiten, Balakrishna hat die Schule verlassen und geht arbeiten, um 100 Rupees am Tag zu verdienen und Renuga – sie besucht die vierte Klasse – ist zu Hause, um auf ihre zweijährige Schwester Sugenja aufzupassen.

 

Regenzeit bringt Tausendfüssler

 

Zurzeit bekommen wir hier ab und zu einen Regenschauer ab vom Süd-West-Monsun, die heftigeren Regenfälle wird uns der Nord- Ostmonsun bescheren. Aber das wissen wohl die Moskitos nicht, denn die vermehren sich kontinuierlich. Eine neue Erscheinung  sind die Tausendfüßler. Die kriechend zu Hunderten in unserem Haus herum – auch sie sind ein Ergebnis der Regenzeit. Sie sind harmlos, aber wer hat denn schon gerne Tausendfüßler in der Wohnung?

 

Ein Dank aus Indien

 

Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres unser Haus bezahlt haben. Dazu brauchen wir erfolgreiche Weihnachtsmärkte und Ihre Hilfe. Ich bedanke mich an dieser Stelle für alle geleistete Hilfe und alle Unterstützung jeglicher Art, mit der  Sie  uns in Zukunft helfen. Danke! Mit allen Mitbewohnerinnen und besonders den Novizinnen – das sind meine potenziellen Nachfolgerinnen – tragen wir Ihre Sorgen und Nöten mit. Sie können sich auf unser Gebet verlassen. Mit einem herzlichen Gruß  aus Indien.