UN: Industrieländer tun zu wenig

Die Entwicklungsländer hingegen hätten mit 8,3 Milliarden Dollar (Euro) ihre Versprechen zu 73 Prozent eingehalten. Auf der Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo hatten die Industriestaaten zugesagt, mit rund 5,7 Milliarden Dollar pro Jahr den Entwicklungsländern wenigstens ein Drittel der Gesamtausgaben für Bevölkerungsprogramme und Gesundheitsversorgung abzunehmen.

Der jährlich vom UN-Bevölkerungsfonds vorgelegte Bericht unterstreicht dieses Mal die Notwendigkeit, die Gesundheitssituation in den Entwicklungsländern in Bezug auf Sexualität und Fortpflanzung „entschieden“ zu verbessern. Damit ließen sich 20 Prozent der Krankheitsfälle vermeiden, in Afrika südlich der Sahara sogar 40 Prozent. Investitionen in Gesundheitsvorsorge und Bevölkerungsprogramme würden sich auch positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken. So belegten neue Daten von Weltbank und Weltgesundheitsorganisation, wie sehr ein verlangsamter Bevölkerungsanstieg die wirtschaftliche Situation eines Entwicklungslandes verbessere. Eine um 0,4 Prozent niedrigere Geburtenrate bewirke im darauf folgenden Jahrzehnt einen Rückgang der Armut um 2,4 Prozent.

In den 49 am wenigsten entwickelten Ländern wird sich die Bevölkerung nach UN-Schätzungen in den nächsten 50 Jahren nahezu verdreifachen. 2050 sei mit einer Weltbevölkerung von über 9,3 Milliarden Menschen zu rechnen (2002: 6,2 Milliarden). Dabei wird in Europa die Einwohnerzahl um 17 Prozent auf 603 Millionen sinken. Davon besonders betroffen werden Ost- und Südeuropa sein. In den USA und Kanada dagegen wird die Einwohnerzahl um 37 Prozent auf 437 Millionen steigen. Den größten Zuwachs um das Zweieinhalbfache von derzeit fast 832 Millionen auf zwei Milliarden Menschen 2050 wird voraussichtlich Afrika verzeichnen.

Dabei haben dem Bericht zufolge Menschen im südlichen Teil Afrikas die niedrigste Lebenserwartung. In Botswana etwa liegt sie bei nur knapp über 35 Jahren. Länder dieser Region sind in besonderer Weise von der Aids-Epidemie betroffen. Die höchste Lebenserwartung haben mit 85 Jahren die Japanerinnen und in Europa die Französinnen mit 82,8 Jahren. In Deutschland beträgt sie bei Frauen 81,1 und bei Männern 75 Jahre, laut Statistischem Bundesamt 80,8 beziehungsweise 74,8 Jahre.