„Apartheid-Rechnung ist noch offen“

Die Amnestie für Verbrecher der Apartheidära bei gleichzeitiger Verschleppung der Entschädigung der Opfer der Apartheid ist ein Skandal und hat in Südafrika eine heftige
Debatte ausgelöst.

Aus diesem Anlass haben die Khulumani Support Group (Nationaler Zusammenschluss von Opfern der Apartheid) und die Entschädigungskampagne von Jubilee South Africa (Südafrikanische Erlassjahrkampagne) zusammen einen Aufruf lanciert, in dem es heißt:

„Es ist kürzlich bekannt geworden, dass die Südafrikanische Regierung mit Verbrechern der Apartheidära Diskussionen betreffend einer Amnestie geführt hat. Es ist inakzeptabel, dass die Täter von gravierenden Menschenrechtsverletzungen amnestiert werden sollen, während die von der Wahrheits- und Versöhnungskommission vereinbarte Entschädigung für die Opfer der Apartheid ausbleibt.

Der endgültige Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission wird für Ende Juli 2002 erwartet. Es gibt zu ernsthaften Bedenken Anlass, dass Amnestie-Diskussionen geführt werden bevor
Entschädigungszahlungen an die Opfer der Apartheid gemacht worden sind.
Dies untergräbt den Prozess der Wahrheitsfindung und der Versöhnung und wirft den nationalen Heilungsprozess in Südafrika weit zurück. Obwohl wir nicht gegen das Prinzip einer Amnestie für die Täter der Verbrechen der Apartheid sind, glauben wir dass die südafrikanische Versöhnung sich zuerst um die Opfer sorgen muss.

Deshalb rufen wir alle ehemaligen Anti-Apartheid AktivistInnen und Solidaritäts-Bewegungen dazu auf, sich am 16. Juni mit den von der Wahrheits- und Versöhnungskommission identifizierten Opfern zu solidarisieren.

Solidaritätsveranstaltungen für die Opfer der Apartheid werden in Johannesburg, Cape Town, Frankfurt, Stuttgart, Bielefeld and
Tübingen abgehalten“.

Als Mitträgerorganisationen der internationalen Kampagne für Entschuldung und Entschädigung in Deutschland und der Schweiz werden wir am Montag, 17. Juni, in Aktionen und Mahnwachen vor Niederlassungen von Apartheidkollaborateuren an die noch offene
Rechnung der Opfer der Apartheid erinnern. Es ist inakzeptabel, dass kein einzige der in Südafrika tätigen deutschen und Schweizer Banken und Unternehmen der Einladung der südafrikanischen Wahrheits- und
Versöhnungskommission gefolgt ist und öffentlich Verantwortung für ihre Rolle als Nutznießer und Unterstützer des vökerrechtswidrigen Systems der Apartheid übernommen hat. Deshalb fordern wir in
Solidarität mit den Ofern der Apartheid gegen jede Schlussstrichpolitik: Keine Amnestie für Apartheidprofiteure ohne
Aufarbeitung der Geschichte und eine Entschädigung der Opfer!