Die Zeugenaussagen wurden direkt nach dem Waffenstillstandsabkommen im April 2002 gesammelt. Sie zeigen beispielhaft, wie in den Jahren 1998 bis 2002 beide Kriegsparteien –
die Truppen der Rebellenbewegung Unita und die Regierungstruppen – Gewalt gegen die Zivilbevölkerung als militärische Strategie einsetzten. Vertreibungen, Vergewaltigungen,
Zwangsrekrutierungen sowie Massenhinrichtungen waren an der Tagesordnung. Gleichzeitig wurden Dörfer geplündert und niedergebrannt und die Ernte vernichtet.
„Sie drangen nachts in unsere Häuser und stahlen alles, was wir hatten. Sie ermordeten sie diejenigen, die ihren Befehlen nicht folgten“, erzählt eine 24-jährige Frau aus der Ortschaft Chilembo. Das Leid der Angolaner ist nach Ansicht von Ärzte ohne Grenzen eine direkte Folge des Krieges, in dem das humanitäre Völkerrecht massiv verletzt wurde.
Auch das Waffenstillstandsabkommen vom 4. April 2002 setzte der Not der Menschen kein Ende, da die Hilfe viel zu spät anlief. Für Zehntausende von Zivilisten, die während des Krieges vertrieben wurden, sowie für ehemalige Unita-Soldaten und ihre Familien in den Demobilisierungslagern wurden zunächst nicht genügend Nahrungsmittel bereitgestellt.
Die Versorgung der Bevölkerung verzögerte sich einerseits, weil viele Gebiete aufgrund von Minen und mangelnder Infrastruktur schwer zugänglich waren. Andererseits reagierten die meisten internationalen Organisationen zu langsam, erklärte die Organisation. Ärzte ohne Grenzen habe bereits im April eine massive Hilfsaktion gestartet.