Jahrelang war den Zivilisten in den 30 von Unita-Rebellen kontrollierten so genannten „grauen Zonen“ der Zugang zu humanitärer Hilfe verwehrt worden.
Derzeit haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen Zugang zu drei Städten im Süden des Landes, die bislang von der Versorgung
abgeschnitten waren. Dort stellten sie eine extrem hohe Sterblichkeitsrate sowie dramatische Unterernährungsraten unter der
Zivilbevölkerung fest. „In dem 14.000 Einwohner zählenden Ort Bunjei haben wir täglich 14 Tote gefunden, und wir haben mehr als 1.050 neue Gräber gesehen“, berichtet Thierry Allfort-Duverger, Leiter des
Erkundungsteams der Organisation.
Die Unterernährungsrate in Bunjei ist nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen alarmierend. 30 Prozent der Kinder leiden an schwerer
Unterernährung und mussten in ein Ernährungszentrum aufgenommen werden, in dem sie auch medizinisch betreut werden. Darüber hinaus versorgen die Mitarbeiter 3.500 Kinder unter zehn Jahren mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser.
In Chitembo und Chilembo ist die Lage ähnlich dramatisch. In Chitembo liegt die Unterernährung bei 26 Prozent, in Chilembo zeigte eine Untersuchung von 1.219 Kindern eine Unterernährungsrate von 42 Prozent. Zehn Prozent der Kinder sind schwer unterernährt. In beiden Orten sind Ernährungszentren eingerichtet worden.
Die Unterernährungsraten seien äußerst besorgniserregend und machten eine allgemeine UN-Nahrungsmittelverteilung dringend notwendig. Die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen werden in den kommenden Wochen
weitere neu zugängliche Gebiete aufsuchen. Sie befürchten dort eine ähnlich schlechte Lage. Die Organisation hat nach eigenen Angaben ihre Teams in Angola verstärkt und eine Luftbrücke eingerichtet, um die notwendigen Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete zu bringen.
Ärzte ohne Grenzen ist seit 1983 in Angola tätig. Derzeit arbeiten mehr als 80 inter-nationale und 850 nationale Mitarbeiter in elf der 18 Provinzen des Landes.
Das Foto zeigt unterernährte Familien aus Chitembo, die im Ernährungszentrum von Ärzte ohne Grenzen in Kuito eingetroffen sind. Foto: Ärzte ohne Grenzen