Bund soll mehr für Kampf gegen Aids zahlen

„Für uns ist jeden Tag Aids-Tag. In unseren Projekten zeigen wir, dass es möglich ist, Menschen in ärmeren Ländern mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln“, sagte Dr. Bernard Pécoul, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. In Pilotprojekten in zehn Ländern behandelt die Organisation inzwischen rund 2.300 HIV/Aids-Patienten mit der so genannten Dreifachtherapie.

„Die Hilfsorganisationen können jedoch niemals alle Betroffenen erreichen. Die Regierungen müssen nationale Behandlungsprogramme einrichten, in denen die Therapie kostenfrei oder zu erschwinglichen Preisen angeboten wird“, so Pécoul. „Dafür sind kostengünstige Medikamente und einfachere Behandlungsprotokolle nötig, die in ärmeren Ländern anwendbar sind: Erforderlich ist eine Therapie in Form einer täglichen Tablette für den Preis von 20 Cents.“ Ärzte ohne Grenzen unterstütze den Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation, die Behandlung für 70 US-Dollar pro Jahr anzubieten.

Darüber hinaus forderte Ärzte ohne Grenzen die Regierungen der Industrieländer auf, mehr Geld für die Behandlung von HIV/Aids zur Verfügung zu stellen. Bislang wurden anstelle der von UN-Generalsekretär Kofi Annan jährlich geforderten sieben bis zehn Milliarden US-Dollar lediglich 2,1 Milliarden US-Dollar in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria
eingezahlt. Die drei reichsten Länder der Welt – die USA, Japan und Deutschland – hätten bisher lediglich sieben Prozent des von ihnen erwarteten Beitrags geleistet. Ärzte ohne Grenzen fordert die Bundesregierung auf, mindestens 350 Millionen Euro jährlich zur Verfügung zu stellen.

Um ärmeren Ländern Zugang zu erschwinglichen Arzneimitteln zu ermöglichen, müssen zudem der Patentschutz von Medikamenten flexibel gehandhabt und die Produktion von Nachahmerprodukten, sogenannten Generika, angekurbelt werden. Derzeit deuten die Verhandlungen der Welthandelsorganisation jedoch darauf hin, dass die Herstellung von
kostengünstigen Generika künftig erschwert und der Export in ärmere Länder blockiert werden.

„Jede Minute sterben sechs Menschen an Aids. Wir können keine Kompromisse machen, wenn es um Menschenleben geht“, so Tobias Luppe von Ärzte ohne Grenzen. „Jedes Land muss über effektive und praktikable Methoden zum Schutz der öffentlichen Gesundheit verfügen. Sonst setzt die Welthandelsorganisation das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel.“