Bald keine ‚Blutdiamanten‘ mehr?

Mit dem Erlös aus dem verbotenen Abbau von Rohdiamanten finanzieren sich oft Rebellen und sogenannte Warlords. Die so genannten „Blutdiamanten“ sind auch für die angolanische Bürgerkriegsarmee Unita eine wichtige Einnahmequelle. Über Botswana, Simbabwe und Südafrika gelangen die Edelsteine auch nach Europa, zumeist in belgische Antwerpen. Der Unita sicherten Abbau und Export von Rohdiamanten jahrzehntelang das Überleben. In ähnlicher Weise „ernährten“ sich in Sierra Leone die Rebellen der Revolutionary United Front von der illegalen Gewinnung und Vermarktung von Rohdiamanten. In Kongo-Kinshasa dauert die Ausbeutung von Rohdiamanten durch Bürgerkriegsparteien und ihre ausländischen Helfer trotz einem Waffenstillstand an. Der Diamantenkonzern De Beers bezifferte den Wert der 1999 illegal in Angola, Sierra Leone und Kongo-Kinshasa gewonnenen Rohdiamanten auf 255 Millionen US-Dollar bzw. 3,75 Prozent der damaligen weltweiten Produktion im Wert von 6,8 Milliarden US-Dollar.

Vertreter von 52 Staaten haben dort den sogenannten Kimberley-Prozess, ein mehrjähriges beratendes Verfahren unter Beteiligung der Diamantenindustrie und von Menschenrechtsorganisationen, zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Die im Rahmen der informellen Beratungen erarbeiteten Maßnahmen gegen das Vermarkten verbotenerweise abgebauter Rohdiamanten sollen am 1. Januar 2003 in Kraft treten.

Die Initiative ist nach der südafrikanischen Minenstadt Kimberley benannt. Die Idee für die Beratungen kam von südafrikanischen Ländern. Denn sie befürchteten, die immer lauter werdenden Kampagnen von Menschenrechtsorganisationen gegen die Vermarktung von „Blutdiamanten“ aus Konfliktgebieten würden den legalen und legitimen Export gefährden und der Diamantenindustrie als ganzer Schaden zufügen. Gleichzeitig ging es aber auch darum, der angolanischen Regierung in ihrem Kampf gegen die Rebellenorganisation Unita die Hand zu reichen.

Das in Interlaken beschlossene Export- und Importübereinkommen besteht im Wesentlichen aus Mindeststandards, die nun in den einzelnen Ländern umgesetzt werden sollen. Produzentenländer müssen ihre Lieferungen mit einem fälschungssicheren Ursprungszertifikat versehen, das die „saubere“ Herkunft der Edelsteine garantiert. Importländer sind ihrerseits verpflichtet, nur noch solche Diamantenlieferungen zu akzeptieren, die von einer solchen Herkunftsbescheinigung begleitet sind.