20 Jahre nach dem Ausbruch der Aids-Epidemie ist die Verbreitung der Krankheit noch immer nicht eingedämmt: 20 Millionen Menschen sind bereits gestorben, weitere 40 Millionen sind heute weltweit HIV-infiziert. Nur ein Bruchteil der Infizierten und Kranken hat Zugang zu einer Behandlung, kritisiert Ärzte ohne Grenzen.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden allein zur Bekämpfung von Aids weltweit zehn Milliarden US-Dollar jährlich benötigt. Für das Jahr 2002 jedoch haben die Regierungen der G8-Staaten gerade einmal 580 Millionen US-Dollar bewilligt. Diese Summe entspricht einem Fehlbetrag von fast 96 Prozent.
„Dieses politische Versagen ist beschämend. Der Globale Fond verfügt über zu wenig Geld. Zudem hat er keine klaren Richtlinien, die sicherstellen, dass preisgünstige Generika von hoher Qualität den teureren, patentierten Originalpräparaten beim Einkauf von Medikamenten vorgezogen werden“, erklärte der Arzt James Orbinski, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für vernachlässigte Krankheiten bei Ärzte ohne Grenzen. Durch den Kauf von Generika könnten mit der gleiche Summe öffentlicher Gelder dreimal so viele Patienten mit
antiretroviralen Medikamenten behandelt werden.
Der sogenannte Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, TB und Malaria wurde beim G8-Gipfel in Genua 2001 offiziell eingerichtet. Schirmherr des Globalen Fonds ist UN-Generalsekretär Kofi Annan. Generika sind legale Kopien von bestehenden Medikamenten, die preiswerter sind, weil für sie kein Patentschutz gilt und daher keine Lizenzgebühren bezahlt werden müssen.
Parallel zur Finanzierung müssen die G8-Staaten nach Ansicht von Ärzte ohne Grenzen Ausnahmen zu Patentrechten gewährleisten, wie dies von der WTO-Ministerkonferenz in Doha im November 2001 gefordert worden war. Die G8-Staaten sollten den Entwicklungsländern zudem volle politische und technische Unterstützung geben, damit diese ihre Kapazitäten zur Produktion von wichtigen Medikamenten erhöhen und verbessern können. Dies bedeutet eine umfassende Strategie zum pharmazeutischen Technologietransfer in Entwicklungsländer. Nur so könne eine nachhaltige Versorgung mit Qualitätsmedikamenten sichergestellt werden.