Im südlichen Afrika zeichnet sich nach Informationen der Hilfsorganisation World Vision eine Hungerskrise von enormem Ausmaß ab. „Für die Region erwarten wir für 12,8 Millionen Menschen ein Nahrungsmitteldefizit von vier
Millionen Tonnen Getreide“, sagt Wolfgang Jamann, Leiter der
Humanitären Hilfe von World Vision.
Bestätigt werden diese Schätzungen auch von den beiden UN-Organisationen „Food and Agriculture Organization“ (FAO) sowie dem „World Food Programme“ (WFP), dessen weltweit größter Partner bei der Verteilung von Lebensmitteln World Vision ist. Die Katastrophe könnte nach Auskunft von Jamann „eine der schlimmsten Ernährungskrisen in Afrika überhaupt sein, sofern nicht rechtzeitig interveniert wird“.
Betroffen von der bevorstehenden Katastrophe sind die Länder Malawi, Mosambik, Swasiland, Lesotho, Sambia und Simbabwe. Schon heute verzeichnet die Region eine weit verbreitete Mangelernährung bei Kindern sowie überdurchschnittlich hohe Ausbrüche von Cholera. Lesotho, Malawi und Simbabwe haben bereits den nationalen Notstand ausgerufen.
Als Ursachen für die sich anbahnende Katastrophe führt Jamann die Dürren in den Jahren 2001 und 2002 an. Darüber hinaus hatte die Region in zwei nacheinander folgenden Ernteperioden mit Überschwemmungen zu kämpfen. Dr. Jamann: „Außerdem sind Regierungskrisen, Misswirtschaft und Krankheiten wie HIV/Aids mitverantwortlich für die Krise, die voraussichtlich im Herbst ihren Höhepunkt erreichen wird.“
Um mitzuhelfen, die Krise abzuwenden, plant World Vision nach eigenen Angaben, rund 15 Prozent des Gesamtbedarfs an Nahrungsmittelhilfe zu verteilen. In absoluten Zahlen bedeutet dies 190.000 Tonnen Nahrungsmittel für 1,9 Millionen Menschen. Das dafür von World Vision benötigte Budget
beträgt ca. 85 Millionen Euro. „Als größte Nothilfe- und Entwicklungsorganisationen in der Region wird World Vision wieder eng
mit seinen internationalen Partnern wie dem Welternährungsprogramm
kooperieren, um möglichst effektiv zu helfen“, kündigte Jamann an.
Bislang hat World Vision Deutschland, den Angaben in einer Pressemitteilung folgend, bereits 265.680 Euro vom Auswärtigen Amt für die ersten humanitäre Hilfsmaßnahmen im südlichen Afrika erhalten.
Die betroffenen Länder im Einzelnen:
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- Lesotho:
- Erklärung des Nationalen Notstandes durch die Regierung.
- Die Getreideernte ist seit dem Jahr 2001 um 50 Prozent gefallen.
- Erwartetes Getreidedefizit von ca. 338.000 Tonnen für 2002 und
2003. - 444.800 Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe.
- 35 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist nach Auskunft der Weltbank
an HIV - Aids erkrankt.
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- Malawi:
- Das zehntärmste Land der Welt. Im Februar hat die Regierung den
Notstand ausgerufen. - Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 234 von 1000.
- Jeder sechste Mensch ist HIV-infiziert.
- Bis einschließlich 2003 werden ca. 485.000 Tonnen Getreide für
über 3,2 Millionen Menschen benötigt.
- Das zehntärmste Land der Welt. Im Februar hat die Regierung den
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- Mosambik:
- Bis April 2003 werden für 355.000 Menschen Nahrungsmittel
benötigt. - Es besteht ein Defizit von ca. 70.000 Tonnen Mais.
- Bis April 2003 werden für 355.000 Menschen Nahrungsmittel
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Swasiland:
- Überflutungen im Jahr 2000 und Dürreperioden in den Jahren 2001
und 2002. - 2001 verringerte sich die Viehhaltung um 168.000 Tiere durch den
Ausbruch von Maul- und Klauenseuche. - Getreidedefizit von 110.000 Tonnen.
- 144.000 Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe.
- 25,5 Prozent der Bevölkerung sind an Aids erkrankt.
- Überflutungen im Jahr 2000 und Dürreperioden in den Jahren 2001
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- Im Mai 2002 erklärte die Regierung den Nationalen Notstand.
- 2,32 Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel.
- Zwischen 550.000 und 720.000 Tonnen Nahrungsmittel werden
benötigt. - 19,5 Prozent der Bevölkerung ist an Aids erkrankt.
Sambia:
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Simbabwe:
- Die Regierung erklärte im April den Nationalen Notstand.
- Es besteht ein Nahrungsmitteldefizit von 1,5 Millionen Tonnen.
- Sechs Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel, unter ihnen
fünf Millionen Kinder.