Ernährungskrise in Angola

Tausende Menschen haben dort in den vergangenen Jahren ohne Zugang zu genügend Nahrungsmitteln oder sicheren Unterkünften gelebt. Langsam
trauen sie sich jetzt aus den Wäldern heraus. Ärzte ohne Grenzen berichtet, dass die meisten Menschen schwer unterernährt sind, viele
auf dem Weg in die größeren Städte sterben und dringend Hilfe benötigen.

In der nördlichen Provinz Malanje haben die Mitarbeiter Zugang zu zwei Gebieten erhalten. Dort kommen zurzeit Soldaten der Rebellenorganisation Unita, von denen die meisten während des Krieges zwangsrekrutiert wurden, mit ihren Familien aus den Wäldern, umdemobilisiert zu werden. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben unter
ihnen eine Sterblichkeitsrate von 7/10.000 pro Tag festgestellt.

Diese Rate liegt sieben mal höher als der Schwellenwert, der eine akute Krise bezeichnet (1/10.000 pro Tag).

Die meisten schwer unterernährten Kinder wurden in die gleichnamige Stadt Malanje gebracht, wo sie in fünf Ernährungszentren betreut werden. „Es ist schrecklich, so viele Menschen in einem so
katastrophalen Zustand zu sehen“, erklärt die Projektkoordinatorin
Els Adams. „Es sieht so aus, als wären die Schwachen bereits tot und als würden die Starken langsam schwach. Ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die alle Kinder verloren haben. Ich finde keine Worte mehr für das Leid dieser Menschen.“

Bislang sind erst 30 Prozent der Bevölkerung der Provinz Malanje aus den Wäldern gekommen. Noch etwa 7.000 Menschen sollen auf dem Weg
sein, die meisten von ihnen krank und unterernährt. Es ist zu befürchten, dass viele den langen Weg nicht schaffen werden. Seit dem
Wiederaufflammen des Krieges im Jahr 1998 sind sie völlig von
medizinischer Hilfe abgeschnitten gewesen. Auch aus anderen Landesteilen berichten die Teams über ähnlich katastrophale Zustände.

In den letzten Wochen haben die Team Zugang zu Städten in drei
Provinzen erhalten: Chitembo (Provinz Bié), Bunjei und Chipindo (Huila) Chilembo (Huambo).

Ärzte ohne Grenzen fordert die angolanische Regierung auf, auf die medizinischen Bedürfnisse in den ehemaligen Unita-Gebieten zu reagieren. Dringend erforderlich sind Nahrungsmittellieferungen,
Impfkampagnen sowie Transportmöglichkeiten für diejenigen, die sich
noch in den Wäldern befinden. Die Organisation hat auch an die Vereinten Nationen appelliert, Nahrungsmittel in die geöffneten Gebiete zu bringen, doch bislang ohne Erfolg. Das Welternährungsprogramm (WFP) müsste sofort mit der Verteilung von Nahrungsmitteln beginnen, um das Schlimmste zu verhindern.