Simbabwes Luftwaffenchef wird plötzlich Großgrundbesitzer

Dass nicht etwa landlose Bauern, sondern hochrangige Mitglieder der simbabwischen Regierungspartei Hauptnutznießer der umstrittenen Landreform seien, beklagt die Opposition schon lange. Nun hat eine Regierungsuntersuchung diesen Verdacht bestätigt.

Ihre Ergebnisse wurden dem Fachdienst „Africa Confidential“ zugespielt: Hohe Militärs und Regierungsmitglieder eigneten sich demnach zahlreiche der Güter an, die den weißen Farmern abgenommen wurden, und verjagten die mittellosen Siedler, die sich dort niedergelassen hatten.

Am schamlosesten soll dabei der Chef der simbabwischen Luftwaffe, Perence Shiri, vorgegangen sein. Er besitze inzwischen mindestens drei Farmen, heißt es in dem Untersuchungsbericht. Shiri habe sich von Landwirtschaftsminister Joseph Made einen Bescheid ausstellen lassen, dass der Staat an der bei Marondera gelegenen Farm kein Interesse habe. Daraufhin habe der Luftwaffenchef Soldaten auf die Farm beordert, um 96 Siedlerfamilien zu vertreiben, die sich bereits auf dem zur Umverteilung ausgedeuteten Gut niedergelassen hatten.

Namentlich genannt werden in dem von Präsident Robert Mugabe im vergangenen August persönlich in Auftrag gegebenen Bericht außer Shiri auch Mugabes rechte Hand, Informationsminister Jonathan Moyo. Auch er habe sich bereits drei Farmen unter den Nagel gerissen – genauso wie die Schwester des Präsidenten, Sabina Mugabe. Unter den Profiteuren befinden sich neben Mugabe-loyalen Geschäftsleuten wie den beiden Zeitungsverlegern Ibbo Mandaza und Mtuma Mawere auch Verteidigungsminister Sydney Sekeramyi und Erziehungsminister Ignatius Chombo.

Nach Einschätzung des Fachblatts „Africa Confidential“ stellt der Untersuchungsbericht Mugabe vor ein Dilemma. Einerseits wachse der Druck landloser Bauern und die Unzufriedenheit der so genannten „Kriegsveteranen“ (Mugabes Truppe fürs Schmutzige), die sich inzwischen um die Früchte der Landreform betrogen fühlen. Andererseits handele es sich bei den beschuldigten Personen fast ausschließlich um enge Vertraute des Präsidenten. Ein Sprecher Mugabes lehnte es ab, zu dem Untersuchungsbericht Stellung zu nehmen.

Nach Auffassung des simbabwischen Wirtschaftsexperten John Robertson befinden sich die Siedler, die die Regierung einst ermutigt hatte, zur Umverteilung ausgedeutete Farmen zu besetzen, heute in einer verheerenden Lage. Sie hätten weder Samen noch Ausrüstung oder Erfahrung, die einst kommerziell geführten Farmen zu bewirtschaften und seien inzwischen vom Hungerstod bedroht.

Die Tabakernte des einst drittgrößten Qualitätstabak-Erzeugers der Welt ist in den vergangenen drei Jahren von 240 Millionen Kilogramm auf höchstens noch 70 Millionen gesunken. Dem Staat gehen dadurch Einnahmen von rund 280 Millionen US-Dollar verloren. Der Rinderbestand Simbabwes ist seit Beginn der Landreform von 1,2 Millionen auf 200.000 Tiere gesunken.

Insgesamt wurden zehn Millionen Hektar fruchtbaren Landes beschlagnahmt. Von den 4500 weißen Grundbesitzern, die bis vor drei Jahren noch die überwiegende Mehrheit der kommerziellen Farmer ausmachten, befinden sich heute nur noch knapp 600 auf ihren Gütern.